Leitartikel von Siegfried Korzonnek
Gott bleibt Dir nahe … wenn alles entschwindet
„Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
– Psalm 73, 25–26
Was wäre, wenn uns alles weggenommen würde? Alles, was uns so wichtig ist: unsere Familie? Unser Haus? Unser Auto? Unser Geld? Unser Recht auf Freiheit und Gerechtigkeit? Unsere schöne Kleidung? Unser Gemeindehaus? Unsere Bibel? Unsere geliebten Glaubensgeschwister? Unsere vielen anderen Freunde, die uns so wichtig sind? Unsere körperlichen Kräfte? Unsere psychischen Kräfte, unsere seelische Vitalität? Was wäre, wenn wir den Eindruck hätten, dass selbst unsere geistlichen Kräfte nachgelassen hätten, dass wir sie nicht mehr so erleben würden wie einst, als wir zusammen mit Gott über Mauern zu springen vermochten? Was wäre, wenn ich nur noch von alten Zeiten reden würde, meine alten Predigtkassetten von damals immer und immer wieder anhören und denken würde: „Wie war es doch damals? Kann es je wieder ,gut‘ werden?“ Und was wäre, wenn man uns plötzlich aus unserer vertrauten Umgebung herausrisse? Weg von all dem und vielem mehr, von dem wir immer meinten, es sei alles so wichtig – es sei so dermaßen wichtig, dass wir es pflegen und mit Inbrunst bewachen müssten, damit niemand es uns nehmen könne?
Gott weiß, dass dieser Fall jederzeit eintreten könnte und dass es jeden von uns – Dich und mich – treffen kann.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
Laß fahren dahin,
sie habens kein' Gewinn,
das Reich muss uns doch bleiben.
… sagt Martin Luther in einem Vers des großen Liedes „Ein feste Burg ist unser Gott“. In Liedern, die wir früher sangen, hieß es:
„Alles, was ich wünsche, bist nur Du, mein Gott.“
„Mehr als alles andere auf der Welt finde ich in Dir, mein Gott.“
Aber ist Gott wirklich unser Alles? Dass Er alles ist, dass Er es ist, das uns bleibt, während alles andere zerbrechen kann, das erfahren oft nur die Menschen, denen man alles andere genommen hat. Alles, was sie möglicherweise abhielt, den Gott erleben zu können, von dem sie immer geredet hatten.
Der gesegnete Pfarrer Richard Wurmbrand wurde von den Kommunisten verhaftet und lebte zwölf Jahre in einem unterirdischen Bunker. Alles, was er besaß, hatte man ihm genommen. Für Jahre sollte eine Scheibe angeschimmeltes Brot pro Woche eine Ausnahme sein – und zu einer wahren Köstlichkeit werden. Regelmäßige Schläge und Folterungen waren an der Tagesordnung. Zusammen mit anderen, die auch in diesem Kerker waren, weil sie eine Bibel besessen und den Namen Jesus verkündet hatten, wurde ihnen bald klar: Jeder Schlag mit einem Stock ist ein Schlag auf den Leib Christi. Ja, sie waren der Leib Christi. Und ER war es, auf den die Hiebe gingen. Dieses Wissen, dieses Bewusstsein trug sie nicht nur durch, sondern ließ sie in dem finsteren Loch die Herrlichkeit Gottes erleben. „Nicht selten erlebten wir solch eine Freude, dass wir schier zerbarsten“, hörte ich diesen Mann in einem Zeugnis sagen.
Manchmal erleben wir, dass Gott Dinge in unserem Leben zulässt, die wir niemals gewünscht hätten. Wer es erlebt, dem ruft Jesus zu:
„Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können“
– Matthäus 10,28
Siegfried Korzonnek
Missionsleiter
[Leitartikel des Mitteilungsblatts „Echo“ des Missionswerks Bruderhand, Ausgabe August – September 2024]
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