Leitartikel von Siegfried Korzonnek
Richtige Treue: Wem gegenüber bist Du loyal?
Und Jonathan und David schlossen einen Bund miteinander, denn Jonathan hatte David lieb wie seine eigene Seele. Und Jonathan zog das Oberkleid aus, das er anhatte, und gab es David, und seinen Waffenrock und sogar sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel. – 1. Samuel 18,3–4
Jonathan hatte erkannt, dass David ein besserer Mensch war als Saul, sein eigener Vater. Er hatte eine ähnliche Wesensart wie David, und das war es, was die beiden verband und eine Freundschaft schaffte, die wohl einmalig in solcher Weise durch die Bibel beschrieben wird.
Für mich ist diese Freundschaft der beiden ein Bild für die Verbindung zwischen Gott und mir, die seit meiner Bekehrung zu Jesus besteht: eine Liebe, die füreinander da ist, eine Liebe, in der der eine für den anderen eintritt. Eine Liebe, die dem anderen alles gibt, was er hat!
Zwischen Jonathan und David war es so, und es hätte so bleiben können. In 1. Samuel 31 wird uns jedoch das tragische Ende dieser Verbindung berichtet: Im Kampf gegen die Philister stirbt Jonathan zusammen mit Saul und zwei seiner Brüder. Nachdem die Philister am darauffolgenden Tag die Erschlagenen ausplündern und Saul tot auffinden, nehmen sie seinen Körper und die Körper seiner Söhne, hängen diese an einer Stadtmauer auf und treiben so ihren Spott mit ihnen. Auf solch eine Weise sollte kein Mann Gottes enden!
Wie anders hätte es sein können! Obwohl Jonathan im Herzen wusste, was richtig war, war in ihm nicht genügend Entschlusskraft, das Haus Sauls zu verlassen, um sich dem Hause Davids anzuschließen! Schließlich starb er im Kampf für einen König, der längst von Gott abgefallen war und eine Hexe nach der Zukunft befragte.
Jonathan repräsentiert die Art von Menschen, die ein gutes Herz haben, die Wahrheit kennen und mit ihr sympathisieren, aber nicht den Mut haben, sich eindeutig für das Richtige zu entscheiden.
Wie viele Jonathans gibt es auf der Welt und in manchen Gemeinden, die die Wahrheit kennen, aber sich nicht erheben und das klar Erkannte tun! Wir können die Wahrheit kennen und doch umkommen! Von wie vielen könnte ich berichten, die Gott mächtig gebrauchen wollte. Die aber mehr Menschen- als Gottesdiener waren und so den geistlichen Dienst und den Plan Gottes für ihr Leben verfehlten!
Vielleicht hat Gott Dir durch Seinen Geist längst Dinge klargemacht, aber Du hast nicht den Mut, das zu tun, was Gott Dir gezeigt hat. Willst Du Menschen gefallen? Das führt immer zu großem Verzicht! Wenn Du nicht tust, wozu Dich der Geist treibt, betrügst Du Dich selbst und die, die durch Deinen Gehorsam gesegnet werden sollten.
Was war es, das für Jonathan ein Fallstrick werden konnte? Warum hatte er keinen Mut, sich von seinem Vater zu trennen und sich ganz auf die Seite Davids zu stellen? Vielleicht waren es diese Dinge:
- Seine Familienbande. Jonathan hätte sagen können und sollen: „Vater, ich liebe dich. Ich respektiere dich. Aber dein Handeln werde ich nicht unterstützen. Du versuchst, den Mann zu ermorden, den Gott erwählt und gesalbt hat. Daran will ich mich nicht beteiligen.“ Unsere Liebe zu unseren Angehörigen, Freunden, selbst zu anderen Gemeindegliedern sollte uns nicht abhalten, Gott mehr zu gehorchen als diesen Menschen!
- Bequemlichkeit. Als Königssohn war er an die Vorzüge gewöhnt, die das Königshaus bot. Es ist bequemer, auf Stühlen einer Gemeinde zu sitzen, die nicht in den Spuren des Heiligen Geistes geht und in der es keinerlei Herausforderung mehr gibt, und so das Leben fruchtlos zu vergeuden!
- Privilegien und Status. Einer meiner theologischen Lehrer sagte unserer Schulklasse in den 80er Jahren: „Ich fühle mich durch Gottes Geist gedrängt, meinen Posten hier als Bibelschullehrer aufzugeben und wieder in die Mission zu gehen. Aber es fällt mir schwer. Sehr schwer! Ich bin inzwischen 50. Ich habe hier ein schönes Haus und ein schönes Auto und einen sicheren Job … Das wäre ein großes Opfer für mich und meine Frau.“ (Doch später hielt er es nicht mehr aus und begann mit seiner Frau auf den Fidschi-Inseln einen Missionsdienst, den Gott mit Seinem Segen bestätigte.)
Stirb nicht im Hause Sauls, in dem längst kein Leben mehr ist. Werde Teil des Hauses Davids, in dem Gottes Verheißung und Leben steckt!
Siegfried Korzonnek
Missionsleiter
[Leitartikel des Mitteilungsblatts „Echo“ des Missionswerks Bruderhand, Ausgabe April/Mai 2025]
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