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Leitartikel von Siegfried Korzonnek

Aber einer sprach zum anderen: Wir handeln nicht recht. Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft; wenn wir schweigen und warten, bis es heller Morgen wird, so wird uns Strafe treffen. So kommt nun, wir wollen gehen und es dem Hause des Königs melden!
– 2. Könige 7,9

Ich musste plötzlich an all die anderen Menschen denken, denen ich hier auf dem großen Schiff bereits begegnet war: die Leute, die an dem Tresen standen und zollfrei Stangen Zigaretten oder eine Flasche teuren Whisky kauften, und die Verkäufer, die den Käufern halfen, eine kleine Karte in einen kleinen Schlitz zu schieben.

Und was war mit all den anderen, die in den zwei großen, blau angemalten Kuhlen voller Wasser herumtollten? Die fein gekleideten Frauen und die herausgeputzten Männer, in Smoking-ähnlichen Anzügen gekleidet, die ich in den großen Essräumen erblickt hatte. Gab es hier auf dem ganzen Schiff wohl auch nur einen einzigen Menschen, der je solch ein BUCH, wie ich es besaß, in die Hände bekommen und darin gelesen hatte?

Für einen kurzen Augenblick war es mir, als wäre mir schummrig vor Augen, und ich dachte: Was, wenn ich der Einzige wäre, der je von diesem herrlichen Heiland erfahren hätte? Was, wenn ich der Einzige wäre, der Seine Stimme je gehört und vernommen hätte? Was, wenn ich der Einzige wäre auf Erden – und der Einzige auf diesem Schiff –, der Zugang hätte zu diesem wunderbaren Schöpfer? 

Ich blätterte wieder in meiner BIBEL herum und las an einer Stelle, ziemlich am Ende des ersten Drittels die Worte: „Wenn wir schweigen und warten, bis es heller Morgen wird, so wird uns Strafe treffen“ (2. Könige 7,9). – „Was denn verschweigen?“, wollte ich wissen, nachdem mir dieser Satz in die Augen sprang.

Ich wollte es unbedingt wissen. Und so las ich die ganze Geschichte.

„... wird uns Strafe treffen“, wenn wir den anderen nicht sagen, dass es Speise zur Rettung gibt. Welch eine Verantwortung hatten diese vier Aussätzigen, von denen ich nun in diesem biblischen Bericht las! Es war nämlich so: Eine ganze Stadt war zur Zeit des Propheten Elisas belagert und ausgehungert worden. Aber Gott hatte all das ja mitbekommen und die Feinde Israels in Panik versetzt. Fluchtartig hatten die Belagerer Samarias alles verlassen: Die erstklassigen Rüstungen und all ihre gute Verpflegung – all das hatten sie einfach vor den Toren der Stadt liegengelassen. Die in der Stadt Eingeschlossenen hatten von all dem nichts bemerkt. Und die meisten waren dabei, schon sehr bald des Hungertodes zu sterben.

Die Einzigen, die die plötzliche Flucht der Belagerer mitbekommen hatten, waren vier Männer, die die Stadt nicht betreten durften, weil sie Aussätzige waren. Ausgerechnet diese „Elenden“ waren es, die jetzt vor ihren Augen all das sahen: Berge von Speise, durch die ihre ganze Stadt gerettet werden könnte.

Was wäre wohl geschehen, dachte ich, wenn diese, die als Erste von Gottes wunderbarer Rettung erfuhren, wenn sie all das, was sie „gefunden“ hatten – den ganzen „Reichtum“ – für sich allein behalten hätten. Wenn sie den anderen nicht gesagt hätten, dass genügend „Speise“ da ist, die vor dem Tode rettet.

Die vier wären an Überfresserei gestorben! Ihr Magen wäre geplatzt, während die anderen verhungert wären.

Und die ganze Ausrüstung, die sie vor der Stadt gefunden hatten! Die brauchten sie nur aufzuheben und zu „benutzen“. Welche Reichtümer hatten diese vier jetzt!!!

Beim Nachsinnen über das, wurde mir plötzlich klar, was wohl mit den „Reichtümern Christi“ gemeint sein könnte, von denen meine BIBEL berichtet.

Wie sollte ich nun all den vielen, die nichts wussten von dem Gott, der sich nach ihnen sehnt – wie sollte ich all den vielen auf dem großen Schiff beweisen, dass es einen Gott gibt? Dass Er nicht eine leblose Figur ist, nicht nur ein stummer Götze, sondern DERSELBE, der Er damals war – damals, als Er zusammen mit Petrus, Johannes und den anderen auf der Erde wandelte.

Jetzt war mir klar: Gott ließ mich die BIBEL finden, damit ich „all dem glaubte, was geschrieben steht.“ Ich hatte meine BIBEL in die Hand bekommen, damit mein zukünftiges Leben und all mein Tun eine Grundlage fände durch genau dieses BUCH:

Genau dieses BUCH – die BIBEL – sollte mich inspirieren und glauben lassen, dass Jesu damaliges Auftreten in Israel erst der Beginn und das gültige Muster sein sollte für Sein zukünftiges Auftreten in der ganzen übrigen Welt – bis zum heutigen Tage.

Durch Seinen Geist würde JESUS das durch uns fortsetzen, was in Israel seinen Anfang nahm. Diese Erkenntnis veränderte alles! Sie sollte mir zum Paradigmenwechsel meines gesamten Lebens werden.

Und wieder überkam mich ein gewaltiges Schaudern, als ich darüber nachdachte und mir dies klar wurde. Und jetzt musste ich auch wieder an jene Gemeindeversammlung denken, die ich vor über 30 Jahren besuchte. Ich musste an die Menschen denken, an all die lieben Leute, die jenem Prediger zuhörten, der ständig sagte, dass die Taten der Apostel heute nicht mehr möglich seien.

Hätte doch dieser Prediger niemals dieses kleine zerfledderte Büchlein gekauft, aus dem er ständig neben der BIBEL zitierte. Und hätte er es, wenn er schon selber dadurch geschwächt war – hätte er dieses todbringende Virus doch nur nicht auch an die anderen weitergegeben!

Wie dicht waren all diese Geschwister dran an der Wahrheit und an dem Erleben all dessen, was die BIBEL bezeugt, was die Apostel glaubten und erlebten und was weltweit zu funktio­nieren scheint, wenn man die Schrift nicht beschneidet.

Sie hätten es nur zu glauben brauchen, und all das, was sie lasen, das wäre geschehen.

© Siegfried Korzonnek
Missionsleiter [Echo Februar–März 2021]