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Leitartikel von Siegfried Korzonnek

In einem Hühnerstall, nicht in großen Gebäuden, begann die Bewegung, aus der 1960 das Missionswerk Bruderhand hervorgehen sollte:

Bereits während des ganzen Jahres 1959 konnte man beobachten, wie immer dieselben Männer Abend für Abend diesen etwas umfunktionierten Stall besuchten. Durch die dürftigen, einfach verglasten Scheiben dieses unscheinbaren Raumes konnte man in mattem Licht sehen, wie sich verschiedene Gestalten das eine Mal hinknieten und das andere Mal auf die mit einfachen Kissen belegten Holzbänke setzten.

Wer sich ganz nah an das merkwürdige Gebäude heranschlich, konnte hören, wie die Besucher dieses Stalles hin und wieder ein Lied sangen. Und manchmal waren es zwei oder drei Lieder hintereinander.

Und dann waren wieder diese Gebete zu hören!

Das waren keine herkömmlichen Gebetsstunden, wie man sie sonst kannte. Aus den Gebetsabenden wurden oft ganze Gebetsnächte. Nicht selten kam es vor, dass bereits die Sonne des nächsten Tages aufging, als die Letzten den Raum verließen.

Man sagt, dass es wohl mehr als 300 solcher Gebetsversammlungen nacheinander gewesen seien, die während eines ganzen Jahres in jenem armseligen Stall von Oppershausen stattfanden. Genau diese waren es, die zur Vorbereitung für ein Werk wurden, das Gott später zu großem Segen werden ließ. Es war der Anfang einer Bewegung, die von manchen verlacht und als sinnlos erklärt wurde, die aber schon bald eiserne Riegel zerbrach und später Ungezählte auf der ganzen Welt ins Reich Gottes befördern sollte.

Denn bei den Gebeten für das eigene kleine Dorf allein sollte es nicht bleiben. Den „Betern von Oppershausen“ stand bald das ganze Land vor Augen, für das sie jetzt im Gebet rangen. Und nicht selten gingen Hilferufe gen Himmel, die die ganze Welt umfassten.

Voller Glauben, dass Gott wirklich Erweckung schenken kann und will, wagten einige bald die ersten Schritte, um andere Menschen mit dem Evangelium zu erreichen.

Aber nicht von Ungefähr kam es zu dieser Bewegung.

Um zu verstehen, was in jenem Bauerndorf vor sich ging, müssen wir den Kalender noch ein paar Jahrzehnte zurückblättern, und zwar in die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg:

Wohl 1920 kam im kleinen Nachbardorf Eicklingen ein Bauer zum Glauben, den Gott schon bald für Seine Sache beschlagnahmte und zum großen Segen für ungezählte Menschen werden ließ. Nicht lange nach seiner Bekehrung zu Jesus begann dieser Mann in den vielen Dörfern seiner Heimat den Menschen das Evangelium zu verkündigen, auch in dem kleinen Dorf Oppershausen. „Onkel Mohwinkel“, wie ihn später viele nannten, sollte jenes Werkzeug werden, durch das Gott auch eine Familie Pahls erreichte – ganz besonders den zweitjüngsten Sohn des damaligen Bauern, Bürgermeisters und Kirchenvorstehers Hermann Pahls. Dieser Zweitjüngste hieß Wilhelm. Wilhelm Pahls.

Bereits mit 10 Jahren hatte der „kleine Wilhelm“ seine erste Begegnung mit „Onkel Mohwinkel“: Es war wohl an einem Sonntagnachmittag 1946 oder 1947, als dieser in die Jahre gekommene Mann mit Vater Hermann Pahls am Stubentisch saß und über Jesus redete. Als Heinrich Mohwinkel mit durchdringender Stimme sagte: „Hermann, du musst dich bekehren, auch wenn du Kirchenvorsteher bist“, wurde der alte Mann unsanft aus der Stube hinausgeworfen.

Der kleine Wilhelm, der unter dem Tisch hockte und die ganze Debatte mitbekommen hatte, sollte diese Begebenheit nicht mehr vergessen.

Aber noch ganze zehn weitere Jahre sollte es dauern, bis sich nicht der Vater Hermann bekehrte, sondern zuerst Sohn Wilhelm.

„Zu sehen, wie Gott gewirkt hat, und zu beobachten, mit welchen Mitteln und Werkzeugen Er Sein Werk ausgeführt hat, kann nicht anders als gewinnbringend und beflügelnd sein.“ – Horatius Bonar

Das geschah kurz vor Weihnachten an einem Sonntagnachmittag des Jahres 1956, nachdem der inzwischen 20-Jährige eine evangelistische Broschüre in die Hand bekam. Diese Schrift war der Auslöser für die Bekehrung von Wilhelm Pahls, der später den wohl größten Einfluss auf das Missionswerk Bruderhand haben sollte.

Ins Pahls‘sche Haus kam diese evangelistische Verteilschrift durch eine alte Frau des Dorfes: „Oma Thölke“ – so wurde sie von den Oppershäusern genannt. Diese Oma Thölke war – wie Onkel Mohwinkel – eine von dieser Welt Verkannte, in den Augen vieler eine unbedeutende Person. In dieser Welt waren sie klein und unbedeutend. Für Gott waren sie groß und wichtig. Er benutzte diese beiden Menschen, um einen Flächenbrand zu entzünden, der viele Länder erreichte und ungezählten Menschen den Weg zu Jesus wies.

Siegfried Korzonnek
Missionsleiter [Echo August–September 2020]