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Leitartikel von Siegfried Korzonnek

„Das werden keine vernünftigen Fotos!“, rief mir jemand in klarem Deutsch zu. Ein Mann in unserer Nähe versuchte, wie ich, den wunderschönen Sonnenuntergang am normannischen Strand von Étretat einzufangen. Nur hatte dieser Mann eine professionelle Kamera. Ich dagegen bloß ein Smartphone. Durch einige Umwege gelang es mir bald, ihn in ein geistliches Gespräch zu „verwickeln“.

„Haben Sie etwas mit Hauskreisen zu tun?!“, fragte der Mann – für mich etwas überraschend. An dem Klang seiner Worte spürte ich, dass er bereits „seine Erfahrungen“ mit Christen gemacht hatte. Es war nämlich so: Als er das Haus eines Ehepaares, das ihn dazu eingeladen hat, „doch mal zu einem ihrer Hauskreise zu kommen“, erreicht hat, steht er draußen vor der Haustür. Und schon von dort hört dieser Mann, wie sich drinnen das Ehepaar laut streitet. Er ist verwirrt. Aber er klingelt dennoch. Die Tür geht auf. Und vor ihm steht der Ehemann, sein Gastgeber, – mit einem breiten Lächeln – und sagt: „Schön, dass du da bist, komm doch herein…“

Das also war seine erste Begegnung mit Christen. Und diese wurde später noch „mit weiteren Ungereimtheiten gekrönt“, wie er meinte.

Hinzu kam noch dies: Mein Gesprächspartner war ein höchst intellektueller Mensch. Mit seinem hohen Intelligenz-Quotienten mir weit voraus, konnte ich diesen Mann nun mit verbalen Argumenten allein nicht so einfach für das Reich Gottes gewinnen.

Während wir ein paar Meter voneinander entfernt auf zwei verschiedenen Felsen standen, wo sich unser Gespräch nun zutrug, beendeten wir irgendwann unser „zufälliges“ Treffen. Ich entschuldigte mich vorher noch für diese Leute und sagte: „Es tut mir so leid, dass Ihre Begegnung mit Christen damals auf diese Art verlief.“

Als der Mann sich aufmacht, um zu gehen, spüre ich plötzlich die Gegenwart Gottes in besonderer Weise. Am Ende meiner menschlichen Weisheit angelangt, tritt nun Gott auf den Plan. Jetzt übernimmt ER die Regie.

Mit neuem Mut angetan, wage ich es noch einmal und rufe dem Mann, der eigentlich gehen will, zu: „Darf ich noch für Sie beten?“

Stille! – „… dürfen Sie!“ Ich lege meine Hände zusammen und beginne zu beten. Was mein Gesprächspartner und ich nun erleben, übertrifft bei Weitem alles, was in den 20 Minuten anscheinend fruchtlosen Redens vorher geschah. Die Worte, die ich an Jesus richte, münzt Gott offensichtlich wie Pfeile des Allmächtigen um. Sie gehen durch die geistliche Hornhaut dieses Mannes hindurch und treffen das Innere dieses Menschen. Was ich nicht hinbekam, das schaffte Gott! Das erlebe ich nicht immer. Aber diesmal war es so.

Als ich das Gebet beende, steht der Mann sichtbar berührt da. Und er sagt: „Ich möchte nun doch noch nicht gehen! Ich komme jetzt zu Ihnen herüber. Ich möchte Ihnen noch danken!“

Der Mann, den meine vorherigen Argumentations-Worte nicht überzeugen konnten, der springt jetzt von seinem Felsen auf meinen, schaut mir in die Augen, drückt mir die Hand und sagt: „Ich danke Ihnen! Vielen Dank!“

Ich bin völlig „platt“ … und in dieser Minute der wohl glücklichste Mensch ganz Frankreichs. Einen Menschen, der die Christen – und deshalb auch Gott – womöglich schon abgeschrieben hatte, den hat nun Jesus selbst, auf Seine Weise „erreicht“.

Während ich dieses schreibe, denke ich: Wie viele Menschen auf dieser Welt haben wohl schon schlechte oder sogar traumatische Erfahrungen – leider auch mit Christen – gemacht. Solche gebeutelten Menschen glauben dann nicht mehr, dass das Evangelium „Gute Nachricht“ ist. Sie glauben es einfach nicht!

Wenn wertvolle Seelen dann ihr Heil nicht mehr bei Christus suchen und somit ihr ewiges Heil verpassen, ist das Ganze umso tragischer!

Wie gut, dass Gott sich manchmal über uns hinwegsetzt, um Menschen dennoch ins Reich Gottes zu bringen.

Trauen wir es Ihm doch zu, dass Er unseren Nächsten erreichen kann – trotz menschlichen Versagens und trotz der Fehler, die vielleicht gemacht wurden!

Für Gottes Geist wäre der Weg dann wieder frei, solche Menschen zu erreichen. Vielleicht nicht auf unsere Weise, sondern auf Seine Weise!

Siegfried Korzonnek
Missionsleiter [Echo Okt,-Nov. 2019]