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Leitartikel von Siegfried Korzonnek

 Billy Graham jungEigentlich war Billy Graham ein ganz normaler Bub‘. Es war einem nichts Besonderes an ihm aufgefallen – außer dass es seinem Schullehrer kaum gelungen war, aus diesem schüchternen Jungen ein Wort herauszubekommen.

Niemand hätte gedacht, dass aus diesem Mann einst das „Maschinengewehr Gottes“ würde: der weltbekannteste Prediger, der Hunderten von Millionen Menschen gegenüberstand, um ihnen in einer nicht nachahmbaren Weise das Evangelium zu bringen und ungezählte Menschen auf der ganzen Welt zu einer Bekehrung zu Jesus zu bewegen.

Billy Graham wurde von Gott zu einem Geschenk für diese Welt.

Aber eigentlich wollte Billy selbst dieses Geschenk Gottes zuerst gar nicht haben:

Eines Tages kam ein Reise-Evangelist für eine längere Evangelisation in seinen Ort. Dieser Mann muss solch einen Eindruck hinterlassen haben, dass fast das ganze Dorf abends dabei war. Nur einer nicht: Billy. Erst nach langem Drängen – die Evangelisation war schon fast zu Ende – ließ er sich dazu bewegen, dort hinzugehen.

Wahrscheinlich war es der letzte Abend, als der Evangelist besonders eindrücklich auf die Zuhörer einwirkte. Und während des Aufruf-Liedes unterbrach dieser immer wieder und bekniete die Menschen, die Ewigkeits-Entscheidung zu treffen.

Auch Billy war an diesem Abend völlig getroffen von dem Wort Gottes. Der Geist Gottes drängte ihn, vom Sitz aufzustehen, nach vorne zu gehen und sich zu bekehren. Aber es ging nicht. Billy klebte auf seinem Sitz fest. Ein ungeheurer Kampf ging in ihm vor.

Da riss sich Billy mit aller Kraft zusammen. Er schaute von dem weg, was andere denken könnten. Es ging ja um seine Ewigkeit. Er ging nach vorne und kniete auf der Sünderbank nieder.

Billy hatte es geschafft. An diesem Abend wurde er ein Gotteskind und das war die größte Erfahrung seines Lebens.

Nicht dass Billy von diesem Tage an in der ganzen Welt umherfuhr und predigte – aber sein Herz war voll eingenommen von Gott. Seine ersten Gehversuche als Evangelist können uns vielleicht zum Schmunzeln bringen. Und sicherlich ging es auch ihm ähnlich wie dem alten Evangelisten Moody, zu dem mal jemand sagte: „Wenn du Gott einen Gefallen tun möchtest, dann predige nie wieder.“ Der eine oder andere versuchte an dem jungen Pflänzlein herumzuzupfen. Aber andere, geistlich wache Menschen, halfen ihm, dass Gott SEIN Werk an und durch Billy tun konnte.

Was Billy gerade in der Anfangszeit stärkte weiterzumachen, sodass er sich nicht von Unkenrufen abhalten ließ, waren u.a. zwei Dinge:

Billy sagte einmal, dass Jahre vor seiner Geburt ein alter Mann eine Weissagung hervorgebracht hätte: In diesem Dorf (aus dem Billy kam) werde einst ein Mann geboren werden, der das Evangelium in der ganzen Welt verkündigen werde.

Und dann waren da noch Billys Tagträume. Als junger Mann sah er wiederholt etwas vor seinen inneren Augen, das er zu jener Zeit nicht einordnen konnte: Er sah sich ständig vor riesigen Menschenmassen stehen, denen er das Evangelium verkündigte.

Über diese Vision hatte Billy damals mit niemandem geredet. Zum Glück. Erst als er schon alt war, sprach er mit manchen darüber. Denn hätte er das zu früh getan, dann wäre die Verlautbarung dieser Vision – wie bei vielen anderen Menschen – vielleicht das letzte gewesen, was man von Billy gehört hätte. Eine Vision gibt Gott vorerst einer Person ganz persönlich. Sie gilt zur Stärkung der Person, damit sie in schwierigen Zeiten durchmarschieren kann.

Schon an diesem weisen Verhalten des jungen Graham sehen wir, warum Gott ihn so sehr gebrauchen konnte: Er machte nie großes Reden von sich. Er drängte sich nie nach vorn. Und weil er das tat, hatte Gott von ihm reden lassen. Und Gott schob ihn nach vorne – auf eine Plattform, die im 20. Jahrhundert niemand anderes je erreicht hat.

Wo sind die Billy Grahams von heute?

War er eine Ausnahmeerscheinung?

Sicherlich werden wir sagen: „Billy war ein von Gott erwähltes Werkzeug. Nur so kann es gewesen sein“. Aber geben wir damit nicht Gott die Schuld, dass diese Welt nur so wenige Männer wie Graham hervorgebracht hat?

Die Antwort muss tiefer liegen. Wenn wir sie gefunden haben, könnte das der Schlüssel sein für weitere Erweckungen heute. Und die großen Menschenmassen, die zur Zeit noch verloren sind, würden davon profitieren. Ja, sie würden!

Aber noch war Billy Graham jung und die Welt kannte ihn kaum. Bevor er das legendäre „Maschinengewehr Gottes“ und zum Vorbild auch ungezählter Christen weltweit wurde, musste er noch einige Hürden überwinden…

Siegfried Korzonnek, Missionsleiter und Evangelist [Echo 02/2018, April - Mai]