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Leitartikel von Siegfried Korzonnek

Als ich am 2. April 1976 zum Glauben an Jesus Christus kam, befanden sich die Gläubigen im deutschsprachigen Raum auf einer großen Segenswelle. Angeschoben wurde diese Welle bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg: Evangelisten aus den USA und Kanada „kamen herüber und halfen“ unserem darniederliegenden Volk. Gleichzeitig hatte Gott in den 50er und 60er Jahren bedeutende Evangelisten in Deutschland und der Schweiz erweckt.

Die großen Evangelisten der 50er, der 60er, der 70er, aber auch noch der 80er Jahre verkündigten mit der Bibel in der Hand mutig den Weg, der zum Leben führt. Und Gott hatte augenscheinlich Gefallen an all dem: Riesige Zelte, die größten Hallen und Stadthallen, ganze Fußball-Stadien wurden gemietet und füllten sich mit Menschen.

Um das Jahr 1960 herum kam es zur Gründung vieler Evangelisations- und Missionswerke in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Christliche Verlage hatten bald ihre besten Zeiten. Christliche Bücherstuben und Buchhandlungen wurden gegründet. Teestuben sprossen in allen Städten hervor. Viele „68er“, viele Drogenabhängige und Aussteiger fanden zum Glauben und wurden zu „JESUS-People“. Neue Bibel- und Jüngerschaftsschulen entstanden. Und bibeltreue Akademien wurden gegründet als Reaktion auf die liberale Theologie an den staatlichen Fakultäten.

Trotz vieler Glaubens-Schattierungen war eine erstaunliche Einheit zu beobachten. Sie alle hatten ja einen gemeinsamen Feind, dem sie vereint Paroli boten. Und gleichzeitig hatten sie eine gemeinsame Botschaft, die sie den Menschen in unserem Land verkündigen wollten: „Es ist in keinem anderen Namen das Heil …“

„Es war, als träumten wir.“ Und wir alle dachten: „Bald ist unser Land erreicht mit dem Evangelium!“ Ja, wir hätten es erreichen können!

Aber ach! Bereits Mitte der 80er Jahre konnten wache Gemüter einen Knick in der geistlichen Landschaft beobachten. Und spätestens Anfang der 90er Jahre wurde es ganz deutlich: eine Nuance-Verschiebung der Botschaft in vielen christlichen Zeitschriften, Büchern und einhergehend auf ungezählten Kanzeln.

In kürzester Zeit eroberten „Bilderstürmer“ nicht nur Presse und Kanzeln, sondern ganze Gemeinden. Was in Jahrhunderten aufgebaut wurde und sich doch bewährt hatte, zerschlug man in kürzester Zeit. Werte, die immer galten, wurden im Nu angezweifelt und über Bord geworfen. Leute, die selber nicht viel auf die Beine gestellt hatten, kritisierten unsere Väter und Mütter, die Gott in den ersten vier Nachkriegsjahrzehnten doch so wunderbar gebraucht hatte. Alte Evangelisten wurden beschuldigt, dem Evangelium im Wege zu sein.

Welcher Geist stand und steht bis heute wohl dahinter? Vom Heiligen Geist geleitete Menschen werden sich doch hüten, vom Heiligen Geist gebrauchte Bewegungen der Vergangenheit zu verurteilen.

 „Bekehre nicht – sondern lebe!“, war nun das Motto des neuen „Aufbruchs“, der sich aber bald als „Abbruch“ erwies.

„Liebe dich selbst“ und „Lass dich fallen“, waren die neuen Botschaften auf Schritt und Tritt, in der irrigen Vorstellung, dass Christen durch deren Umsetzung bessere und brauchbarere Menschen würden. Was für einige Christen sicherlich hilfreich war, wurde nun von vielen umgesetzt, für die diese Botschaft aber gar nicht galt. Das einfache Wort Gottes, das unser gottloses Wesen aufdeckt und zum Kreuz führen will, wurde ausgetauscht mit Psychologie, die unsere Sünde rechtfertigt und bleiben lässt. 

Mit welchem Ergebnis? Mit dem Ergebnis, dass nicht wenige ihren bislang klaren Kurs verloren und dadurch mehr und mehr Gemeinden gefüllt wurden mit selbstsüchtigen Egoisten, von denen heute nicht wenige in Ehebruch, Unzucht und anderen Sünden leben. Sie haben sich selbst „viel Schmerzen“ beigebracht und sind zu schwach, JESUS effektiv nachzufolgen, geschweige denn mit den Verlorenen über deren gefährlichen Zustand zu sprechen, in dem sie sich befinden.

Was wir jetzt in unserem Land vorfinden, ist nicht nur eine schwache, sondern zusätzlich eine zerrissene, sich selbst bekämpfende, zerfleischende, in theologischen Grabenkämpfen verwickelte Christenheit, die kaum Wirkung nach außen hat …, die es nicht mehr wie früher fertigbringt, gemeinsam mit vereinten Kräften zusammenzuarbeiten und sich der großen Sache der Evangelisation unseres Landes hinzugeben. 

Das Evangelium, das immer Öffentlichkeitscharakter beansprucht, wurde bald nur noch in „Gemeindehaus-Keller-Kleinveranstaltungen“ verkündigt, die von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen und auch nicht ernstgenommen wurden. Sollte doch „alle Welt sein Wort hören“, so wurden nur noch die sehr Wenigen erreicht, zu denen wir zufällig „Kontakt“ haben. Doch wo sind die, die entbrannt sind von dem Begehren, ihre ganze Stadt, ja, das ganze Land zu erreichen? Wo sind die, die Unmögliches erreichen, weil sie Unmögliches wagen?

Lassen wir uns nicht vom Teufel in zweitrangige Dinge bringen. Treffen wir uns, wie in den 50er bis 70er Jahren, wieder beim Zentrum der Verkündigung JESU und beim bis zu Seiner Wiederkunft geltenden Auftrag. Gehen wir wieder auf die da draußen los, dann haben wir keine Zeit mehr, aufeinander loszugehen!

Nur die Gemeinde, die ihrer Umgebung die einzig rettende Botschaft nicht verweigert, zeigt durch ihre Tat, dass sie wirklich Liebe hat, von der manche ständig reden.

Wir werden wieder gesunden, wenn wir tun, was Gott uns befiehlt, eingedenk folgender Tatsache: Auch unsere Vorfahren waren mit Schwächen behaftet. Aber sie gingen nicht erst los, als sie diese überwunden hatten, sondern sie überwanden ihre Schwäche, indem sie losgingen. Das macht Christen und Gemeinden stark!!!

Siegfried Korzonnek
Missionsleiter