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Leitartikel von Siegfried Korzonnek

Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR,
und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt? – Jeremia 23,29

1) Auf der Rückfahrt von einer Harzer Silbermine setzt sich neben mich auf das hölzerne Sitzbrett der Lore ein fremder Mann. Nur 12 Minuten Fahrt stehen vor uns. „Nur 12 Minuten, um mit diesem wertvollen Menschen über das zu sprechen, was ich mit Jesus erlebt habe“, denke ich. „Was habe ich zu verlieren? Wir beide gehen leer aus, wenn ich jetzt schweige“, kommt mir in den Sinn. „Wenn ich jetzt rede, dann können beide gewinnen: Er die Ewigkeit – und ich eine neue Erfahrung der Kraft des Wortes.“

Nach drei Minuten fange ich also an. Schlingernd? Nein, diesmal nicht. Diesmal ein steiler Einstieg, eine steile Frage, denn jetzt bleiben nur noch 9 Minuten, um mit ihm über das zu reden, was wir Christen ihm schuldig sind.

Als ich meinen Mund endlich öffne, verschwindet alle Furcht bei mir. Es war die richtige Entscheidung, zu beginnen. Ich merke klar, wie der Geist Gottes meine einfachen Worte gebraucht und sie zu Pfeilen des Allmächtigen macht. Mein „Zuhörer“ ist sehr aufmerksam und „sichtbar“ angesprochen.

Die wenigen Minuten sind um. Wir steigen aus und gehen verschiedene Wege. Der Mann ist von Jesus berührt worden und ich bin der glücklichste Mensch auf Erden.

2) Als ich das Wartezimmer des Zahnchirurgen betrete, blicke ich in hängende Gesichter. Alle Augen sind auf mich gerichtet. „Jesus, soll ich hier von Dir reden? Wie soll ich anfangen?“ Noch habe ich kein „Grünes Licht“. Ich verhandele im Stillen mit Jesus. Das Zimmer wird immer leerer und bald bin ich mit einer mir unbekannten Frau allein im Wartezimmer. Der Zeitpunkt scheint gekommen zu sein: Endlich starte ich zum „Angriff“.

Während ich mit ihr rede, werden meine Worte klarer, durchdringender. Eine weitere Frau betritt nun das Wartezimmer. Sie bekommt alles mit und hört gut zu. „Hat der HERR ihr die Ohren geöffnet? Vielleicht war die Botschaft hauptsächlich für die dazugekommene Dame“, denke ich. Gott weiß es. Er wird meine Worte weiterhin gebrauchen, denn „Sein Wort kommt nicht leer zurück“ (Jesaja 55,11).

3) Ich bin heute Morgen Gast in einem fremden Gottesdienst. Anscheinend nur Gläubige im Versammlungssaal. Nach 2,5 Stunden „Programm“ gehe ich vor dem Ende schon mal raus zu meinem Auto. Der Prediger hatte gerade gesagt: „Der Gottesdienst beginnt, wenn ihr den Gottesdienstraum verlasst!“ Das nehme ich wörtlich.

Auf der Straße kommt mir von weitem eine Frau entgegen. „Die sieht richtig traurig aus“, merke ich. Während sie näher kommt, denke ich: „Was kann ich der Frau jetzt wohl einfach Gutes tun?“ Nur wenige Bruchsekunden Zeit bleiben übrig. Jetzt oder nie! „Kommen Sie aus einem Gottesdienst?“, frage ich. „Nein!“ Die Frau geht weiter. Ich folge ihr einfach. „Darf ich für Sie beten?“ Zwei Sekunden Stille. „Hm“. (Was dachte die Frau wohl, was jetzt passieren würde?) „Ich fange einfach mal an“, sage ich, indem ich immer noch schrittmachend neben ihr hergehe. Während ich für die Frau bete, kommt Kraft in mein Gebet. Und ich treffe wohl genau das Problem, mit dem sie gerade zu kämpfen hat. Als ich aufhöre, hat sie Tränen in ihren Augen. „Wer sind Sie?“, fragt die Frau erstaunt. „Irgendein Christ“, sage ich. Bevor ich verschwinde, segne ich die Frau noch. Als ich wieder drinnen im Gottesdienstraum bin, sind die anderen immer noch im Gange und warten auf den Segen.

4) Nach 45 Kilometern Fahrt bin ich vor dem Gemeindehaus angekommen. Noch im Auto sitzend kritzele ich auf dem Parkplatz an meiner Predigt herum. „Wie soll das heute bloß werden?“ Mein Manuskript war voller Worte. „Irgendwie habe ich heute keine ‚Botschaft‘“,  schreie ich innerlich zu Jesus. „Wenn Du nicht zusammen mit mir auf die Kanzel gehst, dann wird das nichts.“

Ich sitze im Gottesdienst, das letzte Lied vor der Predigt wird gesungen. Ich gehe „geknickt“ nach vorne. Ich öffne meinen Mund. Und erst dann „öffnet sich der Himmel“. Wohl selten spürte ich so viel Gnade während des Predigens. Niemals bisher hatte ich erlebt, wie Menschen nach einer meiner Predigten so ergriffen beten und Dinge bekennen. Veränderung geschah. Und das will ich doch durch mein Predigen erreichen. Dafür machen wir doch Gottesdienste. Oder?

Liebe Freunde, Jesus möchte sich kundtun. An uns Gläubigen und an den großen Massen „draußen vor der Tür“. An uns und an denen, die Jesus noch nicht kennen. Es muss etwas geschehen in unserem Land, sonst geht eine ganze Generation zum Teufel! Unsere Gottesdienste sind nicht zum Spaß der Frommen da; sie sollen uns ausrüsten, um eine Welt zu Christus zu führen!!

Siegfried Korzonnek
Missionsleiter Bruderhand [Echo Oktober-November 2018]