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Leonard Ravenhill

Es gibt nichts, was mehr Veränderung schafft als das Gebet. Oft werde ich gefragt: »Warum legen Sie so großen Wert auf das Gebet?« Die Antwort ist sehr einfach: „Weil Jesus es auch getan hat!“.

8 Seiten, Best.-Nr. 701-0, Kosten- und Verteilhinweise


Gebet

Es gibt nichts, was mehr Veränderung schafft als das Gebet. Oft werde ich gefragt: »Warum legen Sie so großen Wert auf das Gebet?« Die Antwort ist sehr einfach: „Weil Jesus es auch getan hat!“

Das Evangelium des Gebets

Man könnte das Evangelium des Lukas umbenennen in »Das Evangelium des Gebets«. Es zeigt uns das Gebetsleben Jesu.

  • Die anderen Evangelisten sagen nur, dass Jesus im Wasser des Jordan stand, als der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herabkam. Lukas betont außerdem, dass dies geschah, während er betete.
  • Alle Evangelisten berichten, dass Jesus zwölf Jünger auserwählte. Lukas weist darauf hin, dass Jesus vorher eine Nacht im Gebet verbrachte.
  • Die anderen Evangelisten sagen, dass Jesus an einem Kreuz starb. Lukas schreibt außerdem, dass er sogar noch im Sterben für seine Verfolger betete.
  • Die anderen Evangelisten berichten nur, dass Jesus auf einen Berg ging und dort verklärt wurde. Lukas schreibt dazu, dass Jesus verklärt wurde, während er betete.

Es gibt nichts, was mehr Veränderung schafft als das Gebet. Obwohl Jesus, der Sohn Gottes, für seinen Dienst bestens ausgerüstet war, verbrachte er viel Zeit im Gebet. Wenn Jesus das Gebet nötig hatte, brauchen wir es dann nicht erst recht?

Einige Touristen, die ein malerisches Dorf besichtigten, sahen einen alten Mann an einem Zaun sitzen und fragten: »Sind in diesem Dorf irgendwelche großen Männer geboren worden?« Ohne aufzublicken antwortete der alte Mann: »Nein, nur Säuglinge«. Auch die größten Männer waren einmal Säuglinge. Die größten »Heiligen« waren einmal tapsige Kleinkinder auf geistlichem Gebiet.

C. H. Spurgeon bekehrte sich mit 16 Jahren und begann bereits mit 19 Jahren in London zu predigen. Als er 27 Jahre alt war, wurde für seine Versammlungen bereits eine Halle mit 6.000 Sitzplätzen gebaut. Jeden Sonntag füllte sie sich zweimal und am Donnerstagabend einmal. Wie war das möglich? Spurgeon diente Gott, er suchte das Alleinsein mit ihm, er studierte die Bibel und betete viel.

Gebet der Verzweiflung

Gott schafft sich seine besten Werkzeuge in der Einsamkeit. Jesus sagt: »Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer und schließ die Tür zu« (Matth. 6,6). Wenn die Tür verschlossen und niemand da ist, kann man sich nicht selbst zur Geltung bringen oder seine Gaben zur Schau stellen. Menschen lassen sich beeindrucken, aber Gott können wir nichts vormachen.

In 1. Samuel 1,1-15 wird von der alljährlichen Reise berichtet, die Elkana und seine Frau Hanna nach Silo machten, um den HERRN anzubeten. In dieser Zeit war Hanna besonders betrübt, weil sie keine Kinder hatte. In ihrer Gebetszeit, in der sie mit ihrer Not zum HERRN kam, weinte sie bis es ihr weh tat. Sie grämte sich. In ihrem Herzen war Bitterkeit, sie war gekränkt und bekümmert. Alle diese Sorgen schüttete sie im Gebet vor dem HERRN aus.

Der Schlüssel zur Veränderung ihrer Situation war, dass sie eine betende Frau war. Das Ergebnis ihrer Gebete sehen wir in Vers 20, wo es heißt: »Hanna wurde schwanger. Und als die Tage um waren, gebar sie einen Sohn und nannte ihn Samuel; denn, so sagte sie: Ich habe ihn von dem HERRN erbeten.«

Ich behaupte, dass Gott viele oberflächliche Gebete nicht beantwortet, doch er erhört unser verzweifeltes Flehen! An unserem Gebetsleben zeigt sich, wie sehr wir auf unsere eigenen Fähigkeiten bauen oder ob wir wirklich von Herzen bekennen können: »Nichts hab‘ ich zu bringen, alles, HERR, bist du!« Je mehr wir uns selbst zutrauen, desto weniger beten wir. Je weniger wir uns selbst zutrauen, desto mehr werden wir ins Gebet getrieben.

In 1. Korinther 1,28 schreibt Paulus, dass Gott das erwählt hat, was nichts gilt, damit zunichte wird, was etwas gilt und sich kein Mensch vor ihm rühmen kann. Was wir heute dringend brauchen, sind solche »Nichtse«, die nicht von sich selbst, sondern von der Größe Gottes überzeugt sind.

Gebet – die Sprache der Armen

Gebet ist die Sprache der Armen. David, der König Israels, betete: »HERR, neige deine Ohren und erhöre mich; denn ich bin elend und arm.« (Psalm 86,1) und an anderer Stelle heißt es: »Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten.« (Psalm 34.7).

Der Apostel Paulus beeindruckt mich immer wieder mit seiner geistlichen Vollmacht und seinem überragenden Verstand. Dabei ist er sich vollkommen darüber im Klaren, dass er nur dann stark in Gott ist, wenn er in sich selbst schwach ist. Er war stets darauf bedacht, sich selbst und anderen vor Augen zu halten, dass er in Wirklichkeit ein »Nichts« war.

Der Befehl zum Beten

Auf einer Konferenz traf ich einmal Dr. Raymond Edmond vom Wheaton College, einen der bedeutendsten christlichen Lehrer in den Vereinigten Staaten. Er berichtete von einer Erfahrung, die er als Missionar in Uruguay gemacht hatte. Als er noch nicht lange dort war, wurde er todkrank. Er war dem Tod so nahe, dass man schon ein Grab geschaufelt hatte. Große Schweißtropfen standen auf seiner Stirn und in seiner Kehle war schon ein Todesröcheln zu hören. Plötzlich setzte er sich im Bett kerzengerade auf und sagte zu seiner Frau: »Bring mir meine Kleidung!« Niemand konnte erklären, was geschehen war.

Viele Jahre später erzählte er diese Geschichte in Boston. Nach der Veranstaltung kam eine kleine, alte Frau auf ihn zu. Sie hielt ein schmales Büchlein mit umgeknickten und teilweise abgestoßenen Ecken in den Händen und fragte ihn: »An welchem Tag lagen Sie im Sterben? Wie spät war es damals in Uruguay? Und wie spät war es in Boston?« Als er es ihr vorrechnete, hellte sich ihr runzeliges Gesicht auf. Sie zeigte auf ihr Buch und sagte: »Da steht es, sehen Sie? Um 2 Uhr morgens hat Gott zu mir gesagt: »Steh auf und bete; der Teufel versucht Raymond Edmond in Uruguay umzubringen.« Und sie stand auf und betete.

Duncan Cambell, Evangelist auf den Hebriden, erzählte folgendes Erlebnis: Er hörte, wie ein Bauer auf seinem Feld für Griechenland betete. Danach fragte er ihn, warum er dafür gebetet habe. Der Mann sagte: »Ich weiß es nicht. Ich spürte eine Last auf dem Herzen und Gott sagte: ‚Bete, denn in Griechenland ist jemand in einer schlimmen Lage.‘ Ich betete, bis ich Erleichterung fühlte«. Zwei oder drei Jahre später saß der Bauer in einer Versammlung und hörte einem Missionar zu. Er beschrieb eine Zeit vor zwei bis drei Jahren, in der er in Griechenland arbeitete und in ernsthafte Schwierigkeiten geraten war. Beide Männer verglichen ihre Aufzeichnungen und stellten fest, dass es derselbe Tag war, an dem Gott es dem Bauern auf der kleinen Insel vor der schottischen Küste aufs Herz gelegt hatte, für einen Mann in Griechenland zu beten, dessen Namen er nicht einmal kannte.

Manchmal mag uns seltsam erscheinen, was der HERR uns aufträgt. Aber unser Empfinden ist nicht maßgebend! Wenn der HERR uns einen Auftrag gibt, müssen wir tun, was Er uns sagt.

Bedingungen für erhörliches Gebet

Duncan Cambell berichtete von einer weiteren Erfahrung, die er in Schottland machte: »Ich konnte nicht predigen«, erzählte er. »Der Himmel schien verschlossen zu sein. Es war, als wenn eine meterdicke Stahlplatte zwischen Gott und mir wäre.« Er hörte auf zu predigen und bat einen jungen Mann namens John Cameron, für ihn zu beten. Der junge Mann stand auf und sagte: »Was nützt das Beten, wenn wir mit Gott nicht im Reinen sind?« Er zitierte Psalm 24,3-4: »Wer darf auf des HERRN Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist?« Das heißt, wir können Gott nur mit reinen Händen nahen. Unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen müssen in Ordnung und unser Herz muss rein sein.

Nachdem der junge John Cameron Psalm 24 zitiert hatte, begann er zu beten. Er betete etwa 20 Minuten lang. Plötzlich drehte er sich um, gebot dem Teufel und sagte, wo er hinfahren und wie er dorthin gelangen sollte. Er kämpfte so gut er es vermochte. In Epheser 6 steht, dass wir die Waffenrüstung Gottes anlegen und dem Satan widerstehen sollen! Als der junge Mann aufgehört hatte, dem Satan zu gebieten, führte er sein Gebet zu Ende. Er hatte fünfundvierzig Minuten gebetet! Danach war es, als wenn Gott im Himmel einen kleinen Schalter umgelegt hätte. Der Geist Gottes wirkte in der Kirche, in der Gemeinde, im Tanzlokal am Ende der kleinen Stadt und im Wirtshaus am anderen Ende. Durch dieses Gebet wurde eine Erweckung geboren!

Am Ende des Buches Maleachi heißt es: »Und bald wird kommen zu seinem Tempel der HERR, den ihr sucht...« (Maleachi 3,1). Erinnern Sie sich, wie das bei den Schafhirten war? Sie hielten in jener Nacht Wache bei den Herden, als plötzlich der Schall der himmlischen Heerscharen zu ihnen drang. Erinnern Sie sich an jene Männer, die in einem Raum im Obergeschoss warteten und beteten? Plötzlich kam der Heilige Geist auf alle, die in dem Raum waren.

Es gibt ein geschichtliches Datum, das ich besonders liebe, nämlich Mittwoch, den 13. August 1737. Eine kleine Gruppe mährischer Brüder war zum Gebet zusammengekommen. Plötzlich kam der Heilige Geist auf sie. Wissen Sie, was dann geschah? Die Gebetsversammlungen dauerten 100 Jahre! Das ist eine Tatsache, denn der Gebetsraum war in diesen 100 Jahren nicht eine Minute lang leer. Das ist das längste Gebet von Männern und Frauen, das mir bekannt ist. Auch Kinder, nicht älter als sechs oder sieben Jahre, rangen im Gebet um Länder, deren Namen sie nicht einmal buchstabieren konnten.

Warum haben wir keine Erweckung?

In den Bergen von Wales gibt es einen Ort, an dem sich drei oder vier junge Männer – nur achtzehn bis neunzehn Jahre alt – Nacht für Nacht zum Gebet versammelten. Sie taten alles Menschenmögliche, um durch anhaltendes Gebet die Voraussetzungen zu schaffen, damit Gott Erweckung schenken konnte. Wenn Sie in Ihrer Gemeinde Erweckung wünschen und meinen, dass sie ohne jegliches Opfer, jegliche Unbequemlichkeit kommt, dann können Sie es vergessen. Erweckung hat ihren Preis!

Es gibt einen einfachen Grund dafür, warum wir keine Erweckung in unserem Land haben: Wir sind damit zufrieden, ohne Erweckung zu leben! Wir trachten nicht nach Gott, wir trachten nur nach Erlebnissen, nach besonderen Wohltaten Gottes.

In 4. Mose 11 (Vers 11 u. 14) betete Mose zu Gott: »Warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volkes auf mich legst? … Ich vermag das Volk nicht allein zu tragen, es ist mir zu schwer. Willst du aber doch so mit mir tun, so töte mich lieber.«

Sind Sie bereit, so für Ihr Volk einzutreten? Lieben Sie Ihr Volk so, dass Sie sagen würden: »HERR, gib uns eine Erweckung oder töte mich!«? Patrick Henry betete: »HERR, gib mir Freiheit oder den Tod!« Meinen Sie nicht, dass Sie endlich so entschieden beten sollten, »HERR, gib uns Erweckung oder lass mich sterben!«?

In 1. Mose 30,1 geht Rahel zu Jakob und fleht verzweifelt: »Schaffe mir Kinder, wenn nicht, so sterbe ich.« Sind Sie bereit, Gott so dringlich um die Geburt geistlicher Kinder, um echte Bekehrungen in Ihrem Volk zu bitten?

Wir haben gesagt, dass Gebet Dinge verändert. Aber nein, Gebet verändert nicht Dinge, sondern Menschen! Durch veränderte Menschen aber verändert Gott Dinge. Wir möchten am liebsten die Arbeit einem Engel überlassen, aber Gott sagt: »Tue du es aus meinem Vermögen und aus meiner Kraft!« Wir müssen werden wie Hanna, die fastete und betete und mit ihrer Not zum HERRN kam.

Jesus, der Sohn Gottes, machte das Gebet zu seiner Gewohnheit. Paulus wusste sich trotz seiner Herkunft und seiner Intelligenz vom Gebet abhängig, weil er seine Schwachheit erkannt hatte. David, der König, nannte sich selbst einen elenden Menschen und schrie zum HERRN. Hanna betete um einen Sohn und wurde die Mutter eines Propheten. Die Gebete einer Handvoll junger Männer lösten eine Erweckung aus.

Es gibt nichts, was mehr Veränderung schafft als das Gebet. Wollen Sie nicht heute damit beginnen?

Leonard Ravenhill